Universitätsfrauenbeauftragte
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Kurzzusammenfassung der Ergebnisse der Umfrage zum Thema sexuelle Belästigung und Diskriminierung

durchgeführt von der Universitätsfrauenbeauftragten der LMU im Sommersemester 2018

Der folgende Bericht fasst den Hintergrund und die Ergebnisse der Umfrage in Kurzform zusammen. 

Hintergrund

Auf dem Thementag „Sexuelle Belästigung und Diskriminierung – Gemeinsam Verantwortung übernehmen an der LMU“ am 18.02.2019 wurden die Ergebnisse der anonymen Online-Umfrage zum Thema sexuelle Belästigung und Diskriminierung an der LMU vorgestellt. Die Umfrage der Universitätsfrauenbeauftragten fand im Sommersemester 2018 (Mai bis Anfang Juni) statt. 

Zielgruppe waren ausschließlich Studentinnen der LMU, da so angesichts der begrenzten finanziellen und personellen Ressourcen der Frauenbeauftragten Fragestellung und Auswertung einfacher zu bewerkstelligen waren. Die Umfrage ist deshalb und aufgrund der geringen Anzahl der Teilnehmerinnen (s.u.) auch nicht repräsentativ. Wünschenswert ist jedoch auf jeden Fall eine größere repräsentative Umfrage, die alle Studierenden und Beschäftigte der LMU einbezieht.

Zentrales Anliegen war es, einen Eindruck darüber zu gewinnen, ob und in welcher Form sexuelle Belästigung, Sexismus und Diskriminierung aufgrund des Geschlechts im Rahmen des Studiums an der LMU wichtige Themen sind, und ob bzw. in welcher Weise Studentinnen gegebenenfalls selbst betroffen sind. Die Umfrage sollte auch aufzeigen, dass das Thema von Seiten der LMU wahrgenommen wird und die Erfahrungen der Studierenden relevant sind. Die Ergebnisse können somit auch zur Entwicklung entsprechender Sensibilisierungs- und Präventionsmaßnahmen beitragen.

Die Umfrage sollte keine Beschwerdeerhebung sein. Namen sollten auf keinen Fall genannt werden. Darauf wurde in der Infomail und in der Einleitung zur Umfrage explizit hingewiesen. Studentinnen mit akutem Beratungs- und Beschwerdebedarf wurden gebeten, sich an eine der Beratungsstellen zu wenden.

Damit der Fragebogen anonym ausgefüllt werden konnte, wurde er online in deutsch und englisch über Evasys eingestellt. Studentinnen, die in ihrem LMU-Profil die Informationen der Frauenbeauftragten oder den Umfrageverteiler angewählt haben, bekamen eine E-Mail mit dem Anschreiben, dem Link und Losungswort. Letztendlich haben 140 von 4196 angeschriebenen Studentinnen an der Umfrage teilgenommen und den Fragebogen ausgefüllt (136 auf deutsch und 4 auf englisch).

Die Fragen wurden unter Einbeziehung verschiedener externer Inputs (Frauenkonferenz, studentische Vertreterinnen, Workshop am Biozentrum, einer Strafrechtlerin und einer Vertreterin des Weißen Rings) von der Frauenbeauftragten der LMU entwickelt. Da Grenzverletzungen meist sehr individuell wahrgenommen werden, gab es viele offene Fragen.

Fragen und Ergebnisse der Online-Umfrage

1.1 Welches Verhalten und welche Handlungen würden Sie als sexuelle Belästigung empfunden?

Am häufigsten wurden körperliche Belästigung (z.B. ungewollte Berührungen, Berührungen an unangemessenen Stellen) und verbale Belästigungen genannt (z.B. unangebrachte Kommentare, anzügliche Bemerkungen etc.).

1.2 Welches Verhalten bzw. welche Handlungen würden Sie als sexistisch empfinden?

Hier wurden meist stereotype Äußerungen in Hinblick auf Gender und Rollenerwartungen, vermeintliche „Witze“ und Vorurteile angegeben. Ebenfalls sehr oft wurden u.a. Ungleichbehandlung und grenzüberschreitende Bemerkungen, die Frauen auf ihr Äußeres reduzieren oder ihre Leistung herabwürdigen, genannt:

„Immer wenn mir aufgrund meines Geschlechts bestimmte Eigenschaften zugeschrieben werden und ein bestimmtes Verhalten und Performen von mir erwartet wird, empfinde ich das als sexistisch. Insbesondere dann, wenn ich immer wieder auf eine Frauenrolle zurückgeworfen werde, die mich klein hält und auf Reproduktionsarbeiten reduziert bzw. ich nur für mein Äußeres bewertet und wahrgenommen werde.“

1.3 Ist im Rahmen Ihres Studiums schon einmal etwas vorgefallen, was Sie als sexuell übergriffig oder als sexistisch empfunden haben?

Diese Frage wurde von ca. 39,7 % der Befragten mit „ja“ beantwortet. Nicht gefragt war hier allerdings die Häufigkeit einer Grenzüberschreitung oder wie gravierend sie für die Person war.
Optional konnte bei dieser Frage angegeben werden, was passiert ist. Viele der Schilderungen gingen dabei in Richtung sexistische Verhaltensweisen oder Ungleichbehandlung im universitären Kontext. Auch anzügliche Kommentare und Stereotype sowie Fälle von Grenzüberschreitungen zwischen Dozierenden und Studierenden wurden genannt.

2.1 Wurden Sie schon einmal Zeugin solcher Verhaltensweisen gegenüber anderen Studierenden? Wenn ja, was haben Sie beobachtet?

Hier antworteten 51 der Teilnehmerinnen mit „nein“. Diejenigen, die mit „ja“ geantwortet haben, beobachteten vor allem abfällige Kommentare, geschlechtsspezifische Benachteiligung oder „Anbaggern“. Einige der beobachteten Situationen wurden kurz und anonym beschrieben.

2.2. Von wem fühlten Sie sich belästigt oder haben Sie Belästigung beobachtet?

Hier gaben die meisten Befragten Belästigungen von Kommiliton*innen an (29,4 %), außerdem jeweils 15 % Professor*innen und 15 % wissenschaftliche Beschäftigte. Das sonstige Universitätspersonal wurde lediglich von 4,3 % genannt und 8,4 % gaben Sonstige an. Bei dieser Frage waren auch Mehrfachnennungen möglich. Dass Professor*innen und wissenschaftliche Beschäftige und Lehrpersonen je 15 % erhalten haben, zeigt, dass Belästigung auch im universitären Machtgefüge vorhanden ist, also dort, wo Abhängigkeiten und Hierarchien bestehen. Diesen Aspekt machen auch viele Zitate von Studentinnen im Fragebogen deutlich. Aufgrund dieser Konstellation, werden manche Vorfälle gar nicht erst gemeldet, da dann Nachteile für die persönliche Karriere befürchtet werden. Dies wurde auch in einigen Antworten der befragten Studentinnen deutlich.

3.1. An welchem Ort der LMU fühlen Sie sich dahingehend unsicher?

Etwa ein Drittel der befragten Studentinnen gab an, sich an der LMU sicher zu fühlen. Unsicherheit wird vor allem auf Toiletten oder an dunklen einsamen Orten empfunden, die abends daher nicht gerne aufgesucht werden. Acht Studentinnen gaben auch an, dass Unsicherheitsgefühle personen- und nicht ortsgebunden auftreten.

3.2 Was würde Ihr Sicherheitsgefühl an diesem Ort verbessern?

Manche sprachen sich für bessere Kameraüberwachung und mehr (weibliches) Sicherheitspersonal aus. Fast genauso viele verwiesen aber auch auf die Notwendigkeit von Sensibilisierung/Awareness für das Thema durch Kampagnen, Schulungen oder Plakate. Einige Studentinnen nannten die Präsenz anderer Menschen, Beleuchtung, Notfallsysteme oder mehr Selbstverteidigungskurse.

4.1 Wissen Sie, wohin Sie sich in solchen Fällen wenden und Unterstützung holen können?

Auf diese Frage antworteten 50,8 % der Studentinnen mit „ja“ und 49,2 % mit „nein“.

4.2 Wenn ja, welche Anlaufstelle?

52 Studentinnen nannten die Frauenbeauftragte der LMU oder einzelner Fakultäten, wobei unterschiedliche Präferenzen bestehen, an wen eine Betroffene sich zuerst wenden würde. 23 der Befragten verwiesen auch an externe Beratungsstellen wie das Studentenwerk oder den Frauennotruf. Des Weiteren wurden die Polizei, die Fachschaft, das Sicherheitspersonal, das soziale Umfeld und vertraute Professor*innen angegeben.

4.3. Hätten Sie gerne mehr Informationen oder Unterstützungsmöglichkeiten bei sexueller Belästigung? Wenn ja, welche?

Hier antworteten 54,8 % der Befragten mit „ja“ und wünschten sich mehr Infomaterial zum Thema und den Anlaufstellen, das schon zu Beginn des Studiums (z.B. bei der Immatrikulation oder mit dem Begrüßungspaket) ausgegeben werden sollte. Auch auf der Internetseite der Universität sollte es Informationen dazu geben. Genannt wurde ferner auch eine anonyme (Online-)Meldestelle, bei der Vorfälle per E-Mail gemeldet werden können, und eine regelmäßige Erinnerung der Studierenden, dies auch wirklich zu tun. Grundsätzlich fänden es viele befragte Studentinnen schön, wenn das Thema weiterhin präsent bleibt und enttabuisiert wird. Ein Vorschlag von Seite der Befragten wäre deshalb auch die Einführung verpflichtender Kurse für Beschäftigte und Studierende oder Workshops, wie man mit konkreten Fällen umgehen kann, die man entweder selbst erlebt oder beobachtet hat. Auch Gruppen innerhalb der Fachschaften, die sich verstärkt mit dem Thema beschäftigen, waren ein Vorschlag.

5.1. Fragen, Wünsche und Anmerkungen

Viele gaben abschließend an, dass sie sich wünschen, dass die Umfrage sich auch an männliche Studierende richtet und Themen wie Homo- oder Transfeindlichkeit einbezogen werden. Einige hätten gerne auch differenziertere Fragen, da das Thema und die Begrifflichkeiten sehr komplex sind und würden den Fragenbogen mit Fragen zur Häufigkeit von Vorfällen und Konsequenzen erweitern. Grundsätzlich war der Tenor zur Umfrage aber sehr positiv, da sie von vielen als Beitrag gesehen wird, um für das Thema zu sensibilisieren und es zu enttabuisieren:

„(…) Ich würde mir aber allgemein eine offenere Gesprächskultur über solche Themen wünschen. Ich empfinde das Beratungsangebot als relativ umfangreich, problematisch sind eher Hemmschwellen, die Angst vor einer schlechten Benotung oder Stigmatisierung als „humorlos“, wenn man sich wehrt, also kurz gesagt Machtverhältnisse und Gesprächskulturen, in denen man nicht ernst genommen wird.“

5.2. Freiwillige Angabe der Fakultät

Optional haben 99 Teilnehmerinnen der Umfrage ihre Fakultät angegeben. Dabei zeigte sich, dass es Teilnehmerinnen aus fast allen Fakultäten gab, die meisten aus der Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften und der Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften.

Ausblick

Die Umfrage hat gezeigt, dass sexuelle Belästigung, Sexismus und Diskriminierung aufgrund des Geschlechts für die Teilnehmerinnen an der Umfrage durchaus relevante Themen sind. Dies zeigte sich nicht zuletzt an den ausführlichen und sehr reflektierten Antworten vieler Studentinnen. Wünschenswert ist es aus Sicht der Befragten und der Initiatorinnen der Umfrage am Thema dranzubleiben, weiter zu sensibilisieren und zu enttabuisieren. Vielfach wurde auch das Anliegen geäußert, dass von Seiten der LMU schon viel früher dazu informiert werden sollte, beispielsweise bei der Immatrikulation und auf der Webseite oder, dass es mehr Kurse zu dem Thema geben sollte, sowohl für Studierende als auch für Lehrpersonen. Und natürlich besteht der Wunsch nach einer weiteren Umfrage, die alle Studierenden der LMU erreicht und von der Methodik und Auswertung so ausgereift ist, dass sie repräsentative Ergebnisse liefert. Dies ist auch ein wichtiges Anliegen der Frauenbeauftragten und das Ziel ihrer Umfrage.