Universitätsfrauenbeauftragte
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Prof. Dr. Julia Herzberg

Fakultätsfrauenbeauftragte der Fakultät 9
(Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften):

Prof. Dr. Julia Herzberg

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1. Mit welcher Motivation haben Sie das Amt der Frauenbeauftragten übernommen?

In den derzeitigen politischen Debatten wird der Ruf nach Abkehr von „Gender Mainstreaming“ oder gendersensibler Sprache immer lauter. Mittlerweile sitzt eine Partei im Bundestag, die die Rückkehr zu patriarchalischen Familienmodellen fordert und aggressiv andere Lebensentwürfe abwertet. Ich möchte dazu beitragen, dass die Universität ein Ort bleibt, an dem die Bereitschaft besteht, Unterschiede auszuhalten und sich produktiv mit ihnen auseinanderzusetzen. Ich wünsche mir eine Universität, an der sich Menschen unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung und Herkunft ihrem Studium und ihrer Forschung widmen können und sich dabei wohl und sicher fühlen.

Dazu gehört für mich auch, dass ich mich als Fakultätsfrauenbeauftragte dafür einsetzen werde, dass Karriereverläufe vielfältig sein können und nicht festen Schemata folgen müssen. Mit meiner Arbeit als Fakultätsfrauenbeauftragte möchte ich nicht nur dazu beitragen, verdeckte Barrieren für Frauen aufzudecken und ihre Karrierenachteile abzufedern, sondern ich würde gern generell der Diskussion über Chancengleichheit im Bildungswesen und Berufsleben an der LMU München neuen Schwung verleihen.

2. Welche Projekte und Ziele sind Ihnen besonders wichtig?

Konkret verfolge ich mit meiner Arbeit drei Ziele. Erstens möchte ich dazu beitragen, dass Frauen und Männer auf allen Hierarchieebenen und in allen Positionen gleichmäßig repräsentiert sind. Das bedeutet für mich, einerseits die Frauenanteile im Mittelbau und auf den Professuren zu erhöhen, andererseits durch mein Engagement dazu beizutragen, dass Frauen in den Gremien und Leitungspositionen der Universität gleichmäßig vertreten sind. Insbesondere in Berufungsverfahren werde ich darauf achten, dass sowohl Universität als auch Fakultät ihre Gleichstellungsziele und Frauenförderpläne konsequent umsetzen.

Gleichstellung und ein gesellschaftlicher Wertewandel sind ohne reflexives Geschlechterwissen nicht zu haben. Mein zweites Ziel ist es daher, sowohl in meinen Seminaren und Vorlesungen als auch mit fachübergreifende Veranstaltungen Genderkompetenzen vermitteln. Dieses Angebot darf sich nicht nur auf Studentinnen beziehen, sondern sollte sich auf ihre männlichen Kommilitonen erstrecken. Männer sollten in die Gleichstellungspolitik einbezogen werden, da Gleichstellungsmaßnahmen die Geschlechterverhältnisse und damit die soziale Ordnung insgesamt betreffen. Mein Ziel ist es, allen Universitätsangehörigen die Vorteile von gerechten Geschlechterverhältnissen aufzuzeigen und sie auf diese Weise zu aktiven Unterstützer*innen von Gleichstellung zu machen.

Damit verbunden ist mein drittes Anliegen, das auch durch meine Arbeit als Historikerin geprägt ist. Ich möchte dazu ermuntern, Gender als Strukturkategorie zu betrachten, in der soziale Geschlechterrollen und ökonomische Verhältnisse unauflöslich miteinander verbunden sind. Gleichstellungspolitik darf sich nicht in Förderprogrammen und Sonderstipendien erschöpfen. Die bisherige Entwicklung hat gezeigt, dass zeitlich begrenzte Förderung nur zu geringen Veränderungen führt. Mit solchen kurzfristigen Programmen lässt sich eine sich selbst reproduzierende Geschlechterordnung nicht unterlaufen. Stattdessen sind tiefgreifende strukturelle Maßnahmen wie beispielsweise Anerkennung von der Familienarbeit in der Berufsbiographie oder die Offenlegung von Lohnverhältnissen notwendig, über deren Durchsetzung nicht nur an Universitäten diskutiert und gestritten werden sollte, sondern die auch von der LMU München eingefordert werden sollten.