Universitätsfrauenbeauftragte
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Prof. Dr. Christina Hölzel

ehemals Fakultätsfrauenbeauftragte der Fakultät 8
(Tierärztliche Fakultät)


 bild hoelzel klein

1. Mit welcher Motivation haben Sie das Amt der Frauenbeauftragten übernommen?

Vor zehn Jahren noch hätte ich gelacht über die Idee, dass ich einmal Frauenbeauftragte werde. Seit ich Kinder habe, erlebe ich plötzlich wieder tradierte Rollenbilder: Krippen (Glück gehabt!), Kindergärten, Schulen, die mich für primär zuständig halten; Mütter, die von beruflich engagierten Frauen zu Karriere-Ermöglichern werden (und sich in einer Art von Stockholm-Syndrom mit abwesenden „Würde- gern“-Vätern identifizieren).

Ich selbst habe entscheidende Unterstützung erfahren (und großes Glück gehabt). Unter dem Druck befristeter Verträge, ausgefüllt mit Wissenschaft und Alltagsmanagement, kommt oft der Einsatz für sich selbst zu kurz. Deshalb brauchen Wissenschaftlerinnen in dieser Situation andere, die sich für sie einsetzen - dazu möchte ich beitragen.
Frauen – ob mit oder ohne Kinder – brauchen vielfältige Rollenbilder, um sich nicht selbst wegen mangelnder Passung zur akademischen Laufbahn auszusortieren: auch wer Kompetition nicht per se als reizvoll empfindet, kann hohen Einsatz für die Sache – und am Ende womöglich die besten Resultate – liefern. Gerade junge Frauen scheuen oft Vergleiche, die sie dem Potential nach nicht scheuen müssten; diese Frauen muss man ermutigen – nicht (zu früh) "ranken".

2. Welche Erfahrungen haben Sie im Amt gemacht und (wie) hat es Ihre Sichtweise auf Universität und Wissenschaft verändert?

Ich hatte nicht damit gerechnet, an einer Fakultät mit über 80 % Studentinnen wiederholt die einzige Frau in Gremiensitzungen zu sein.
Die aktuellen Zahlen zum Frauenanteil unter den Neuberufungen fand ich ernüchternd, zumal die öffentliche Meinung ein anderes Bild zeichnet. Die Zahlen, die ich kenne, zeigen keine Anhaltspunkte für eine unterstellte Bevorzugung von Frauen in der Wissenschaft: Der Frauenanteil unter den Neuberufenen lag 2015 deutschlandweit bei 34,5 %, in der Tiermedizin im Schnitt der letzten acht Jahre bei 39 % (http://www.gwk-bonn.de/fileadmin/Papers/GWK-Heft-50-Chancengleichheit.pdf).

3. Welche Projekte und Ziele sind Ihnen besonders wichtig?

Punkt 1, Frauenförderung allgemein: Ich freue mich, wenn es uns gelingt, auch solche begabte Frauen für die akademische Laufbahn zu gewinnen, die mehr Ermutigung brauchen. Zugleich sind auch viele bereits erfolgreiche Frauen auf breitere Unterstützung angewiesen, immer noch.

Punkt 2, Familie zum ersten: Generell wünsche ich mir ein unterstützendes Klima für Studierende (und Beschäftigte) mit Kindern an der Fakultät, in dem Bewusstsein, dass das im Klinik- oder Laboralltag für alle Beteiligten eine Herausforderung ist.

Punkt 3, Familie zum zweiten: Innerhalb eines Jahres stand ich zweimal vor der Situation, ab 11:30 Uhr keine Betreuung für meine Grundschulkinder zu haben – die aktuellen Angebote für Schulkinder gehen für mich und viele andere an der Lebens- (und Finanz-)wirklichkeit vorbei.

Punkt 4, Familie zum dritten - eine Erfahrung weitergeben: Dass ich trotz zeitweiser Teilzeitarbeit die wissenschaftliche Laufbahn weiter gehen konnte, hat vor allem einen Grund: Gegenseitige Flexibilität. Mein Vorgesetzter, damals noch an der TUM, hat mir viel nicht notwendige (und manche an sich notwendige) Präsenz erlassen. Zugleich konnte ich dank vielfältiger privater Unterstützung nahezu jeden Termin möglich machen und jede freie (und manche nicht so freie) Minute zur Arbeit nutzen. Das ist herausfordernd, aber möglich – und dafür bin ich dankbar.