Universitätsfrauenbeauftragte
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Dr. Rotraud Hansberger

Fakultätsfrauenbeauftragte der Fakultät 10
(Fakultät für Philosophie, Wissenschaftstheorie und Religionswissenschaft)

hansbergerkleiner

1. Mit welcher Motivation haben Sie das Amt der Frauenbeauftragten übernommen?


Als ich 2013 nach München kam, gab es noch keine einzige Professorin an der Fakultät 10. Auch von den rund 30 Planstellen im wissenschaftlichen Mittelbau waren nur vier mit Frauen besetzt, die dann das Amt der Frauenbeauftragten bzw. ihrer Stellvertreterin nacheinander bekleideten. Im Grunde stand also von Anfang an außer Frage, dass ich das Amt früher oder später übernehmen würde. Auf der anderen Seite lag natürlich auch die Motivation klar auf der Hand! Gerade die Philosophie ist ein Fach, in dem — nicht nur in München — Frauen immer noch eklatant unterrepräsentiert sind und tatsächlich auch noch mit überkommenen Vorurteilen zu kämpfen haben. Mitzuhelfen, dies zu ändern, ist mir ein großes Anliegen.

2. Welche Erfahrungen haben Sie im Amt gemacht und (wie) hat es Ihre Sichtweise auf Universität und Wissenschaft verändert?

Durch die Mitarbeit in den diversen Gremien der Fakultät bekomme ich Einblick in die universitären Strukturen und die Funktionsweise der akademischen Selbstverwaltung, was für mich auch gerade deshalb interessant ist, weil ich vor meiner Ankunft in München lange im Ausland war. (Vieles wirkt nach wie vor befremdlich!) Insgesamt habe ich den Eindruck, dass den Anliegen der Frauenbeauftragten auf Fakultätsebene prinzipiell mit Aufgeschlossenheit und gutem Willen begegnet wird; wenn es konkret wird, ist die Umsetzung allerdings nicht immer einfach. Dies ist zum einen sicher strukturell bedingt, liegt manchmal aber vielleicht auch an mangelndem Bewusstsein für die Problematik und ihre Dringlichkeit.
Zu meiner eigenen Studienzeit hätte ich nicht erwartet, dass das Fach Philosophie eine solche Männerdomäne bleiben und der gesellschaftlichen Entwicklung in dieser Hinsicht gar hinterherhinken würde. Insofern ist es durchaus frustrierend zu sehen, dass sich die Anzahl der Frauen in der Philosophie nur so langsam und schleppend erhöht und sich auch das Bewusstsein dafür, dass dies ein Problem darstellt, erst langsam zu entwickeln scheint.
Ein sehr positiver und bereichernder Aspekt meiner Tätigkeit ist hingegen der Austausch und die Zusammenarbeit mit meinen Kolleginnen / Stellvertreterinnen sowie mit der Universitätsfrauenbeauftragten und den Frauenbeauftragten der anderen Fakultäten. Auch das Engagement unserer Studierendenschaft (Fachschaft, MAP-Chapter) ist sehr ermutigend!

3. Welche Projekte und Ziele sind Ihnen besonders wichtig?

Selbstverständlich werde ich mich in Berufungskommissionen dafür einsetzen, dass die Fakultät, wo möglich, der vom Hochschulgesetz geforderten “tatsächlichen Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern” etwas näher kommt. Aber das Problem entsteht eigentlich viel früher: Der Frauenanteil im Fach Philosophie nimmt mit jeder Qualifikationsstufe ab. Darum möchte ich zum einen darauf hinarbeiten, dass Frauen bei der Vergabe von Mitarbeiterstellen stärker berücksichtigt werden (wo sie in wesentlich geringerem Maße repräsentiert sind als auf durch Drittmittel finanzierten Positionen). Zum anderen möchte ich an der wissenschaftlichen Arbeit und an einer akademischen Karriere interessierte Studentinnen dazu ermutigen, sich nicht von Vorurteilen, mangelnden weiblichen Vorbildern und generell von der sowohl inhaltlich als auch personell vorherrschenden männlichen Dominanz dieses Faches abschrecken zu lassen. Ein ganz wichtiger Punkt ist mir dabei auch, dass in Seminaren und allgemein im Umgang miteinander eine Atmosphäre geschaffen wird, in der sich alle gleichermaßen respektiert und ernstgenommen fühlen können. Dies ist leider keine Selbstverständlichkeit — es würden m.E. aber nicht nur Frauen davon profitieren! Außerdem möchte ich die Studentinnen und jungen Kolleginnen dazu ermutigen, miteinander ins Gespräch zu kommen und sich gegenseitig zu unterstützen.